Das erste Mal in der 150-jährigen Geschichte der Schauhöhle wird der natürliche Raum zum Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst. Dieses abgeschlossene, gleichsam natürliche Gebilde bie- tet die ideale Form für die Präsentation von Installationen der Audio-, Video- und Lichtkunst. Mit Aufkommen der medial basierten Kunst hat sich in der Mitte der 90er Jahre eine Entwicklung vom »white cube« zur »black box« vollzogen, die den Bedürfnissen der Projektionsmedien nach verdunkelten, abgeschlossenen und akustisch abgeriegelten Räumen Rechnung trägt.

Es verweist damit auf die veränderten Rezeptionsbedingungen für medial basierte Kunst. Aktuelle Museumsneubauten für Mediensammlungen wie das Privatmuseum von Julia Stoschek, der amerikanischen Sammler Pamela und Richard Kramlich außerhalb von San Francisco oder der Anbau »Base103« der Sammlung Goetz in München berücksichtigen diese Bedürfnisse. Mit der Eröffnung von »Base103« setzte Ingvild Goetz einen neuen Schwerpunkt ihrer Ausstellungstätigkeit im Medienbereich. Letztere sind gänzlich unterirdisch angelegt und imitieren einen höhlenähnlichen Raum, wodurch optimale Bedingungen für die Präsentation medialer Kunst möglich wurden. Im Gegensatz zum Museumsbau nutzt die Ausstellung die natürlichen Gegebenheiten. Abgeschirmt von externen Lichtquellen und beeinflussenden Nebengeräuschen, betritt der Betrachter über eine Licht- und Akkustikschleuse den eigenen, abgeschlossenen Raum.

Mit den neuen technischen Möglichkeiten zeichnen sich auch neue Präsentationsformen im Raum ab, die eine kuratorische Konzeption jenseits von »black« und »white cube« des Museums zulässt: Eine offenere Form der Präsentation und einen stärkeren Dialog zwischen den ausgestellten Arbeiten und ihrer Umgebung.

Hybride Realität

Die Ausstellung dient der Beschreibung einer unauflösbaren, iterativen Wechselwirkung sozialer Prozesse und technischer Artefakte, durch die sich laut Latour der Dualismus von Technik und Gesellschaft genauso wenig als strikte Trennung aufrechterhalten lässt wie der von Kultur und Natur, welcher bereits in Latours Begriff der Hybriden aufgehoben wurde.

 

anhydrite biennale